Mühlacker-Enzberg.
Ommmm. Ich gebe zu, das war bislang das Erste, woran ich dachte, wenn ich Yoga hörte. Ein tiefes und langanhaltendes Ommmm - und alle sind entspannt. Doch so einfach ist es sicherlich nicht.
Davon werde ich mich heute in der Yogaschule von Claudia Schötz in Enzberg überzeugen.Schon der
Kursraum lässt mich runterkommen. Warme Farben, einige Pflanzen, eine brennende Kerze und angenehmer Duft schaffen Wohlfühlatmosphäre mitten im Industriegebiet von Enzberg. Auf dem Boden liegen
orangefarbene Matten, die darauf warten, benutzt zu werden, daneben liegen Kissen. Es könnte gemütlich werden, denke ich. Und das ist gut, denn es ist noch früh am Morgen.
Claudia Schötz sieht nicht so aus, als ob sie noch müde wäre. Die ausgebildete Yogalehrerin und Inhaberin der Yogaschule in Enzberg versprüht eine ganz besondere Energie. Die Niefernerin war früher Fitnesstrainerin und kam bei einer Fortbildung ganz zufällig in Kontakt mit der philosophischen Lehre, die aus Indien stammt. Aus dem „Yogasamen“ wuchs, wie sie selbst sagt, schnell ein „Yogapflänzchen“, das sich im Laufe der Jahre mit vielen Aus-, Fort- und Weiterbildungen zu einer „starken Pflanze“ entwickelt hat. Und diese gibt ihr Wissen und ihre Erfahrungen seit zwölf Jahren in der eigenen Schule an diejenigen weiter, die auf der Suche nach ihrer inneren Mitte sind - oder einfach mal eine Stunde abschalten und entspannen wollen.
Die Gruppe ist klein, was das Ganze sehr angenehm macht. Von der jungen Mutter bis zur Rentnerin sind alle Altersgruppen vertreten. „Für einen Einstieg in die Yogapraxis bedarf es weder besonderer Beweglichkeit, noch bestimmter Vorkenntnisse. Allein der Wunsch zählt, etwas für sich tun zu wollen“, sagt Claudia Schötz, die Inhalte ihrer Kurse auf die einzelnen Teilnehmer anpasst.
Während ich auf das „Ommmm“ warte, geht es erst einmal mit Atemübungen los. Ganz tief ein- und wieder ausatmen ist etwas, was man im normalen Leben viel zu selten macht. Aber es wirkt, denn ich werde gleich ruhiger. Wir atmen und ich genieße die Stille, die man im Alltag sonst kaum hat. Schon gar nicht mit zwei Kleinkindern zu Hause. „Die Stille- und Atemübungen sorgen für Ruhe und Ordnung im Denken und Fühlen“, sagt mir Claudia Schötz später.
Es geht weiter mit Asanas. Asanas sind im Yoga die Körperstellungen, die in jeder Stunde geübt werden - sowohl statisch als auch dynamisch, mit
ständigem Kontakt zur Atmung. Von einigen habe ich schon einmal gehört. Der herabschauende Hund ist bekannt, die Kobra auch. Der Kerzenständer, die Palme oder das Kamel sind mir allerdings neu.
Doch die Namen passen zu den Haltungen wie Linsen zu Spätzle, nämlich sehr gut. Was dazu führt, dass man sie sich leicht merken kann. Und so muss ich nach einer Weile gar nicht mehr so oft zu
Claudia Schötz schauen, sondern kann - so wie die meisten Teilnehmerinnen auch - meine Augen schließen und mich ganz auf meinen Körper und die Atmung konzentrieren. Ein „Ommmm“ habe ich
allerdings noch immer nicht vernommen.
Bei der Ankündigung der nächsten Übung, dem „Frosch mit Partner“, muss ich zunächst ein bisschen schmunzeln. Es klingt witzig, ist aber nicht zum Lachen. Claudia Schötz unterstützt mich, in Froschposition liegend, bei der Asana. Ich merke, wie sich meine Muskeln sanft dehnen und das ist ein gutes Gefühl. „Mit der Zeit können sich durch Yoga Verspannungen und Blockaden lösen, und es entwickelt sich mehr Stärke und Beweglichkeit auf körperlicher und mentaler Ebene“, sagt Claudia Schötz.
In ihren Kursen stehen die Wirbelsäule, eine gute Haltung und eine tiefe Atmung im Mittelpunkt. „Wir wollen mit den Übungen den Brustkorb öffnen“, sagt
sie. Schon alleine dadurch verbessere sich die Haltung. Und darauf kommt es Claudia Schötz und den Teilnehmern an. Denn: „Wer mit eingezogenem Brustbein durch die Welt geht, signalisiert: Ich
habe mich in mein Schneckenhaus zurückgezogen. Eine gute äußere Haltung spiegelt die innere wider“, sagt die Yogalehrerin und betont: „Durch Yoga entsteht ein harmonisches
Körpergefühl.“
Andere Kursleiter setzen auf andere Prioritäten. Jeder der zehn Lehrer in der Enzberger Yogaschule hat seinen eigenen Stil. Der eine unterrichtet körperbetonter, der andere meditativer. Manche üben dynamischer, auch mal mit Musik, andere statischer mit Betonung der aufrechten Körperhaltung. „So viele Stilrichtungen, wie es im Yoga gibt, so vielseitig sind auch die Kurse“, sagt Claudia Schötz.
Gegen Ende der Stunde wird es dann so richtig gemütlich. Wir legen uns auf die Matten und schließen die Augen. Nun fällt endgültig alle Anspannung von mir ab. Und als ich die Augen wieder aufmache, merke ich, dass ich sogar kurz eingeschlafen bin. Und ich meine, nein: ich bin mir sicher, ich habe ein ganz tiefes „Ommmm“ gehört.